Es gibt Träume, die kennt fast jeder. Z.B. ohne Hose aus dem Haus gegangen zu sein. Aufs Klo zu müssen und kein Klo weit und breit (das Aufwachen ist dann eine echte Erleichterung). Als Zimmermann auf der Walz ist der Standartalbtraum, aus Versehen in den eigenen Bannkreis gereist zu sein und da so schnell wie möglich wieder raus zu müssen, ohne dass es wer von der Gesellenvereinigung merkt. Künstler träumen in ihren Horrorszenarien davon, völlig unvorbereitet zu einem Auftritt zu erscheinen. Keine Ahnung wie die Songs gehen, nicht das richtige Equipment eingepackt, etc. Am Samstagnachmittag habe ich das (leider auslaufende) "Ja!" Programm noch mal in Hamburg Harburg gespielt. Der dortige Eisenbahnbauverein hat einen relativ neuen Nachbarschaftstreff und wollte den mit mir kulturell aufwerten (eine gute Idee, fand ich). Doch als ich da anreiste, sah ich, dass massiv "In 10 Schritten zum Weltretter" beworben worden war. ARGH!!! Dabei hatte ich den Weltretter schon vor ein paar Jahren für die, in einer anderen Location, gespielt. Irgendwie ist da die Kommunikation etwas schief gelaufen. Aber zum Glück zeigte sich das Publikum dann sehr aufgeschlossen gegenüber der Änderung – und in "Ja!" dreht sich ja auch viel um das Thema. Insofern reiste zum Glück niemand vorzeitig empört ab. War dann ein schöner Auftritt, wobei ich allerdings auch sagen muss, dass ein paar anwesende Senioren, glaube ich, etwas Schwierigkeiten hatten, den gedanklichen Kapriolen zu folgen. Ich gebe zu, es irritiert mich ein bisschen, wenn jemand mit völlig versteinerter Miene dabei sitzt. Aber vermutlich ist das das Risiko, wenn man auch ein paar kontroverse Themen anspricht, die auch die Lebensführung der Zuschauer betreffen (z.B. Autonutzung und so)… Auch interessant: Zwar musste ich das Programm etwas kürzen, aber "Ronnie aus Sachsen" wollte ich angesichts der Ereignisse in Hanau am Donnerstag unbedingt spielen. Hätte ich mir eigentlich denken können, dass das die Stimmung total runter reißt. Zum Glück konnte ich die wieder aufrichten.